AG Workshop "Informatik und die Digital Humanities"

Ankündigungstext des Workshops:

In den vergangenen Jahren hat das Thema "Digital Humanities" in Deutschland deutlich an Interesse gewonnen, dafür sind unter anderem auch die entsprechenden Ausschreibungen des BMBF verantwortlich. Aus den Geisteswissenschaften heraus hat sich dazu 2013 der Verband DHd ("Digital Humanities im deutschsprachigen Raum") gegründet, der im März 2014 seine erste Jahrestagung in Passau mit ca. 350 Teilnehmerinnen und Teilnehmern abgehalten hat.
Zahlreiche Informatikerinnen und Informatiker arbeiten in DH-Projekten und kooperieren mit ihren Kolleginnen und Kollegen aus den Geisteswissenschaften. Während sich Letztere nun organisieren und ein klareres Bild dieser Forschungsrichtung und -methodik zeichnen, bleibt die Perspektive der Informatik noch unscharf.
Der Workshop bedenkt deshalb das Verhältnis der Informatik zu den Geistes- und Kulturwissenschaften im deutschsprachigen Raum aus der Sicht der Informatik. Die Tagung in Passau hat gezeigt, dass es weiterer Klärung bedarf, in welcher Wechselbeziehung die Informatik zu den Fächern der Humanities steht. Kann die Kommunikation der (mindestens) "Zwei Kulturen" (C. P. Snow) erleichtert werden? Welcher Art kann ein Wissen sein, das in Mensch-Maschine-Verbünden entsteht?
Weder kann die Informatik die Probleme der Anderen schlicht lösen, noch können die Humanities hoffen oder erwarten, dass industrielle Computertechnik so ohne Weiteres eine große Hilfe bei ihren nur schwer formalisierbaren Fragestellungen sein könnte. Was ist das Besondere an den informatischen Problemstellungen der DH? Sind sie einfach nur ein weiteres Anwendungsgebiet der Informatik? Welche Teile der hermeneutisch orientierten Geisteswissenschaften informatischen Verfahren der Berechenbarkeit unterworfen werden können, wo also Computer besonders nützlich wären, das ist noch nicht restlos geklärt. Wie würde die Informatik solche Felder charakterisieren, scheint eine Typologie auf?
Entsteht da vielleicht eine neue Bindestrich-Informatik, oder sickert so viel informatische Fachkenntnis in die Geisteswissenschaften, dass diese sich selbständig machen kann? Bleibt das Abenteuer der DH also dauerhaft transdisziplinär, oder kommt es absehbar an sein Ende?
Weiterhin ist völlig offen, wie die Informatik sich selbst verändert, wenn geisteswissenschaftliche Ansätze ins Spiel kommen, wie sie selbst davon profitiert, dass ihr Methodenspektrum und ihre Anwendungsbereiche sich ausweiten. Welches ist das Forschungsinteresse der Informatik an den DH? Ist es vielleicht an der Zeit, eine DH-GI-Fachgruppe zu gründen?
Der Workshop wird im Kreise der Autorinnen und Autoren der angenommenen Papers stattfinden. Alle diese Papers werden vor der Veranstaltung allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern zugestellt, sie werden wechselseitig vorgestellt und dann diskutiert.

Download aller Beiträge des Workshops gebündelt als Book of Abstracts [PDF]

Vorträge:

Reinhard Keil: Differenzerfahrung und Wissensarbeit – Zwei Paradigmen zur wechselseitigen Befruchtung von Informatik und den Kulturwissenschaften

Erhard Hinrichs: Informatik und Digital Humanities: Chancen und Herausforderungen eines ungeklärten Verhältnisses

Tim Elrick, Dominik Kremer: Kritische Geodatenanalyse – ein tragfähiger Ansatz für die Digital Humantities zwischen Geographie und Geoinformatik?

Jonas Kuhn: The Challenge for the Computational Sciences in Digital Humanities: Establishing a Common Meta-Methodological Framework

Armin Volkmann: Archäo-Informatik und Digital Humanities

Beiträge:

Caroline Sporleder, Ralph Bergmann, Thomas Burch, Stephan Diehl, Vera Hildenbrandt, Claudine Moulin, Ingo J. Timm: Auf dem Weg zu einer engeren Verzahnung von Informatik und Geisteswissenschaften

Lena Bonsiepen, Wolfgang Coy: Blicke auf das Digitalisat in der Sammlungserschließung

Steffen Koch: Eine Betrachtung aus dem Blickwinkel der Visualisierungsforschung

Ernesto William De Luca: How to integrate conservation data in the Linked Open Data Cloud

Manuel Burghardt, Christian Wolff: Humanist-­Computer Interaction Herausforderungen für die Digital Humanities aus Perspektive der Medieninformatik

Michael Piotrowski: Informatik – technischer Hilfsdienst der Digital Humanities?

Armin Hoenen: Stemmatology, an interdisciplinary endeavour

Katharina Kinder-Kurlanda, Katrin Weller: Zum Stand der Interdisziplinarität in den Digital Humanities: Perspektiven aus dem Bereich der Social-Media-Forschung

Hubert Mara: Informatik und Archäologie – Mein verflixtes 13. Jahr

Alexander Mehler, Andy Lücking: On Covering the Gap between Computation and Humanities  (Dieser Beitrag wurde erstmals im Report des Dagstuhl Seminars 2014 veröffentlicht: vgl. http://drops.dagstuhl.de/opus/volltexte/2014/4792/pdf/dagrep_v004_i007_p080_s14301.pdf)

Organisatorenbeiträge

Andreas Henrich: Informatik und die Humanities

Gerhard Heyer, Daniel Isemann: Digital and Computational Humanities  

Manfred Thaller: What distinguishes Humanities’ texts from other data?

Günther Görz: Anmerkungen zum Verhältnis von Digital Humanities und Informatik [pdf]